Grußwort Islamische Religionspädagogische Akademie, 12.Mai 2000
von Exzellenz Kardinal KÖNIG

Verehrter Herr Direktor der islamisch-Religionspädagogischen Akademie,
illustre Gäste aus Agypten, Saudiarabien verehrter Rektor der Al-AzharUniveristät, sehr geehrter Herr Generalsekretär der Liga der islamischen Universitäten, Exzellenzen und Botschafter, meine Damen und Herren!

Sie hatten die große Liebenswürdigkeit, mich als Gast, ja, als Ehrengast einzuladen zur Eröffnung Ihres Symposiums "Islam und Europa" veranstaltet durch die Islamisch-Religionspädagogische Akademie in Wien. Ich danke sehr für diese mich ehrende Einladung. Gleichzeitig überbringe ich die Grüße des Wiener Erzbischofs, Kardinal Christoph Schönborn, der Ihnen herzliche Wünsche für einen guten und erfolgreichen Verlauf Ihres Symposiums übersendet. Er bedauert es sehr, daß er nicht persönlich anwesend sein kann. eine Teilnahme soll ein Zeichen dafür sein, daß ich am interreligiösen Dialog zwischen Christen und Muslimen interessiert bin und die Bedeutung eines solchen Gespräches für gegenseitige Verständigung und Frieden in Europa besonders schätze.

Vor kurzer Zeit besuchte Papst Johannes Paul 11. als Oberhaupt der katholischen Kirche zum ersten mal den großen Sheik des Al Azhar in Kairo. Der Papst selber hat diesem Besuch eine ganz besondere Bedeutung im Sinne dieses Dialoges beigemessen. Er war tief beeindruckt durch den festlichen und liebenswürdigen Empfang, der ihm dort zuteil wurde. Ich selber habe mit großer Anteilnahme die Nachrichten über dieses Ereignis in unseren Medien verfolgt. Denn gleichzeitig erinnerte mich dieser Besuch an meinen ersten Besuch im Al Azhar im März 1965. Der dort damals von mir gehaltene Vortrag über den "Monotheismus in der Welt von heute" war auch für mich ein ganz großes Ereignis. Denn auf der Grundlage gemeinsamer menschlicher und religiöser Werte ist es in unserer einswerdenden Wel4 eine Aufgabe, die uns verbindet, im Dienste des Friedens und der Verständigung der Völker zu arbeiten.-

Ich freue mich, daß es auch das Anliegen dieses Symposiums ist, mit dem Blick auf Europa gemeinsame Schritte in diese Richtung zu überlegen. Bei aller Verschiedenheit unserer Religion und Kultur ist es unsere Aufgabe, gemeinsam - nicht nur durch Worte, sondern durch öffentliche Taten zu bekunden, daß wir dem Frieden dienen wollen. Wenn wir auch unsere Vergangenheit und unsere Geschichte mit ihren Problemen nicht ändern können, so wollen wir umso mehr versuchen, aus der Geschichte zu lernen.

In einer Welt, die immer mehr eins werden will, ist es eine neue Herausforderung für unsere beiden Religionen - ja, für alle Religionen in dieser Welt, - gemeinsame Schwierigkeiten zu bedenken und ein partnerschaftliches Miteinander zu lernen. Wie wichtig dabei der Informationsdienst durch die Medien ist und welche Rolle heute die öffentliche Meinung dabei spielt, ist uns allen wohl bewußt.

Der einzige lebendige Gott, der barmherzige und allmächtige Schöpfer des Himmels und der Erde, er möge uns nach dem Vorbild Abrahams beistehen, damit wir uns aufrichtig bemühen, "um gemeinsam einzutreten für den Schutz und die Förderung der sozialen Gerechtigkeit, der sittlichen Güter, nicht zuletzt für Frieden und Freiheit aller Menschen" wie es im Dokument des zweiten Vatikanischen Konzils diesbezüglich heißt. (Nostra aetate) So wünsche auch ich diesem Symposium den Segen von oben und viel Erfolg!



Eröffnungsrede zum Symposium der Islamischen Religionspädagogischen Akademie in WIEN, 12.Mai 2000
vom Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft Prof. Anas SCHAKFEH

Sehr geehrte Damen und Herren!

Ich darf Sie alle herzlich begrüßen und Ihnen für Ihr geschätztes Interesse, sowohl für das Thema des gegenständlichen Symposiums als auch für unsere junge Religionspädagogische Akademie den verbindlichsten Dank aussprechen.

Ich werde aber heute weder zum näheren Thema des Symposiums noch zur Aufgabe und Funktion der Islamischen Religionspädagogischen Akademie etwas sagen. Denn für mich steht die Mutterinstitution der IRPA, nämlich die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich im Vordergrund. Ich nehme diese Gelegenheit wahr, um Ihnen und der gesamten österreichischen Öffentlichkeit die Stellung und die Selbstverständlichkeit der IGGiÖ zu erklären und ans Herz zu legen.

Die IGGiÖ ist die staatlich anerkannte Religionsgesellschaft der Muslime in der Republik Österreich. Sie ist ein Bestandteil des österreichischen Rechtssystems. Sie bekennt sich ohne Vorbehalte zur Rechtsstaatlichkeit in Österreich und ist der Republik, ihren Staatsorganen und ihrer Rechtsordnung loyal.

Sie lehnt mit Vehemenz jeden Versuch, aus dem In- oder Ausland ab, der diese ihre Stellung und Selbstverständlichkeit in Frage stellen oder abschwächen möchte. Wir sind ganz dagegen, wenn ausländische Stellen uns als vorgeschobene Posten in Österreich betrachten oder dazu mißbrauchen wollen. Andererseits sind wir auch absolut dagegen, wenn gewisse inländische Kreise uns entweder als Ausländerverein oder aber als Tauschobjekt oder gar Faustpfand für irgendwelche Interessen in der islamischen Welt betrachten oder uns dazu umfunktionieren wollen. Wir betrachten die Existenz der IGGiÖ, als logische und konsequente Folge der demokratischen Rechtsordnung  und der gefestigten Rechtsstaatlichkeit in diesem Land. Das österreichische Recht ist gemeingültig und macht bei uns keine Ausnahme. Es ist egalitär und geht nicht selektiv vor, und wir beanspruchen für uns, als Bürger dieses Landes und für unsere Glaubensgemeinschaft, als Körperschaft öffentlichen Rechtes nicht mehr aber auch nicht weniger, als was uns zusteht und was jeder andere Bürger dieser Republik für sich in Anspruch nehmen darf. Es scheint mir aber leider, daß diese Stellung und diese Selbstverständlichkeit der IGGiÖ nur in Kreisen unserer Gemeinschaft, aber auch bei den staatlichen Organen dieser Republik so deutlich und so klar zu sein. Mein Anliegen und mein dringlicher Wunsch wäre, dass sowohl die breite Öffentlichkeit in Österreich als auch unsere Freunde in der islamischen Welt, diese unsere Selbstverständlichkeit verstehen und respektieren möchten.

Wir wollen keine fünfte Kolonne für irgendeinen Staat der islamischen Welt in Österreich sein. Wir wollen uns auch niemals in Inneren Angelegenheiten irgendeines islamischen Landes einmischen. Wir wollen freundschaftliche Beziehungen zu allen muslimischen Staaten und zu allen muslimischen Minderheiten auf der ganzen Welt unterhalten. Wir wollen aber auch mündige und emanzipierte Bürger Österreichs sein. Wir wollen nur das sein was wir wirklich sind, nämlich österreichische Muslime.



Grußwort zum Symposium der Islamischen Religionspädagogischen Akademie in WIEN, 12.Mai 2000
von Bundespräsident Dr. KLESTIL

Sehr herzlich grüße ich alle Teilnehmer am Internationalen Symposium "ISLAM und EUROPA" und heiße vor allem die Gäste aus dem Ausland in Wien herzlich willkommen.

Die Beziehung zwischen dem Islam und Europa haben eine lange, mehr als tausendjährige Geschichte und waren durch viele Jahrhunderte mehr von Intoleranz und Feindseligkeit bestimmt als von gegenseitigem Verständnis und Kooperationsbereitschaft. Dies änderte sich - bis auf wenige Ausnahmen - erst im eben zu Ende gegangenen Jahrhundert, als die rasanten Entwicklungen und Veränderungen im technischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereich zu einer immer stärkeren Annäherunge der verschiedenen Kulturen führten und das Bewuußtsein stärkten, dass alle - Christen und Moslems - Mitglieder ein und derselben Menschheitsfamilie sind.

Österreich war sowohl an den machtpolitischen Auseinandersetzungen wie am beginnenden Dialog von Anfang an unmittelbar beteiligt. Aufgrund seiner Erfahrungen als "Vielvölkerstaat" kam ihm dabei sogar eine Pionierrolle zu, die sich vor allem auch im Berwich einer friedlichen Nachbarschaft positiv auswirkte.

Ich freue mich, dass - nach einigen bedeutsamen Religionsgesprächen zwischen Islam und Christentum - nun auch dieses vorwiegend gesellschaftspolitisch akzentuierte Symposium in Wien stattfindet, und hoffe darauf, dass die Beratungen wichtige Impulse für eine umfassende Öffnung und gegenseitige Annäherung der europäischen Völkergemeinschaft und der islamischen Welt geben können!
Unterschrift:
Thomas Klestil



Grußwort zum Symposium der Islamischen Religionspädagogischen Akademie in WIEN, 12.Mai 2000
von Bundeskanzler Dr. Wolfgang SCHÜSSEL

... Der Islam ist eine der großen Weltreligionen. In Österreich ist die Islamische Glaubensgemeinschaft eine der wichtigsten Religionsgesellschaften.

Wie auch aus meinem beiliegenden Grusswort hervorgeht, könnte das Thema des Symposiums zum jetzigen Zeitpunkt nicht besser gewählt sein, werden doch der öffentlichen Meinung oft klischeehafte Vorstellungen vom Zusammenprall islamischer Kultur und westlicher Gesellschaft vertreten. Sicherlich wird das Symposium gegen derartige Meinungen antreten und eine sehr differenzierte Sicht der Beziehung "ISLAM und EUROPA" erarbeiten.

Ich wünsche dem Symposium großen Erfolg. Erkenntnisse, die hier gewonnen werden, können auch für unsere Zukunft von Bedeutung sein.
Mit freundlichen Grüßen
Unterschrift:
Ihr Wolfgang SCHÜSSEL

Grußwort:

Dem Symposium "ISLAM und EUROPA", veranstaltet von der Islamischen Religionspädagogischen Akademie in WIEN, kommt gerade in einer Zeit, in der die Ausländerthematik in öffentlicher Diskussion steht, eine besondere Bedeutung zu.

Die kulturelle Vorstufe der gesamteuropäischen Idee bildet auch ein durch Grenzen nicht mehr blockiertes "Europa der Religionen", das wesentlich zur Friedenssicherung beitragen kann. Bei der "Weltkonferenz der Religionen für den Frieden", im November 1998. von drei Geistlichen - dem Rabbiner Albert Friedlander, dem katholischen Rektor Petrus Bsteh und von Nadeem Elyas von der Islamischen Glaubensgemeinschaft - initiiert, wurde unter dem Kapitel "Die Religionen sollen ihre Kräfte in die Gestaltung eines neuen Europa einbringen" vereinbart: Die Religionen "erwachsen aus den mystischen erfahrungen, ethischen Werten, sinnstiftenden Botschaften und dem sozialen Gewissen ... und dem großen. dort geborgenen, persönlichen und gemeinsamen Motivationspotential. All das hat die europäische Identität geprägt und in Kult, sakraler Kunst und Kultur kostbare Früchte getragen"

Religionen haben neben ihrer sakralen und spirituellen Aufgabe auch eine soziale. So fordern die Autoren der Weltkonferenz eine soziale Gerechtigkeit im Schatten der "globalen Auswirkungen eines Zusammenschlusses der Länder Europas":

"Die gerechte Verteilung der Güter unter allen Menschen und Völkern, der ehrfürchtige Umgang mit dem Lebensraum der ganzen Erde und die maßvolle Gestaltung der Möglichkeiten von Wissenschaft und Technik müssen in die Zielsetzung eines Vereinten Europas aufgenommen werden."

Ich hoffe, daß das Internationale Symposium "ISLAM und EUROPA" diese Zielsetzung weiterführt. Der Islam, eine der bedeutenden weltreligionen mit über einer Milliarde Menschen, ist in Österreich, nach der Römisch-Katholischen und der Evangelischen Kirche, mit mehr als 300.000 Mitgliedern eine der größten Religionsgesellschaften und hat für Österreich und für Europa starkes Gewicht.

Die Islamische Religionspädagogische Akademie in Wien mit der in Europa einzigartigen Ausbildung islamischer ReligionslehrerInnen für den Islamunterricht an Pflichtschulen ist bereits zum Vorbild für viele andere Staaten geworden. Ich wünsche dem Symposium der Islamischen Akademie im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Liga Islamischer Universitäten über den Dialog zwischen westlicher und islamischer Kultur großen Erfolg.

Kulturen müssen einander durchdringen und bereichern. Dies ist der einzige Weg für ei friedvolles, maßloses Leben - in Europa und in anderen Teilen der Welt.



Eröffnungsrede zum Symposium der Islamischen Religionspädagogischen Akademie in WIEN, 12. Mai 2000
von Prof. Dr. Mahmoud ZAKZOUK