Bismillahi ar Rahmani ar Rahim

 

Leben braucht Sinn - Was tragen die Religionen dazu bei?

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren - einem Stöhnen gleich, scheint dieser Satz vorwurfsvoll und klagend dem gewichtigeren Teil der Menschheit aus der Seele zu dringen, als wolle er seinem sinnentleerten Leben jenen Odem wieder eingeben, welcher es erneut in voller Pracht erblühen macht.

Einer der schönen Namen Gottes ist DER LEBENDIGE. Wie kann man sagen, der Lebendige, das Leben an sich "brauche" Sinn? Manche Menschen haben es vergessen, die meisten aber haben es nie erfahren, daß LEBEN SINN IST. Das Wissen darum ist jedoch nicht tot. Verschüttet ist es und vergraben - daher pocht und klopft es in den Tiefen, und will zur Geltung gebracht sein. Genau dieses Pochen ist es, welches in dieser Zeit, auf dieser Welt, die Rückbesinnung der Menschen auf ihre Religionen bewirkt.

Religion, als gelebte Bestätigung und bewußte Bezeugung der Allmacht Gottes, hat also die Aufgabe das Verhältnis zwischen eben diesem Lebendigen Gott und dem Sein der lebendigen Geschöpfe - und wieder heißt es, lebendig und rein zu erhalten.

Der Islam als eine Lehre, welche das Wesen des Menschen in seiner Ganzheit berücksichtigt und betreut, stellt daher dem Befolger dieser Lehre jene Mittel zu Verfügung, welche er benötigt, sich selbst, in seiner, vom Schöpfer verliehenen Ganzheit zu erleben. Das heißt, die Lehre lehrt ihn, sein Leben dermaßen zu gestalten, sodaß es, wie alles Lebendige, sich recht entwickeln, erblühen und zur Reife gelangen kann.

Der Mensch jedoch als denkendes, reflektierendes Wesen ist sich seines Reifungsprozess tatsächlich aber immer erst in der Rückschau bewußt, denn Leben läuft an sich völlig unabhängig vom Vorhandensein des Intellektes und seiner Einmischung in den Ablauf des Lebens ab. Der Planer des Lebens jedoch hat alle möglichen Konsequenzen dieser Einmischung berücksichtigt und daher ergibt sich die Notwendigkeit von Offenbarungen und Religion um stetige Rechtleitung zu gewährleisten. Darum ist es, daß der Islam tatsächlich alle Facetten des menschlichen Lebens regelt.

Die islamischen Werte des Lebens sind bestimmt durch die Feststellung, daß HEILIG, das heißt unantastbar seien:

Des Gläubigen Blut, Ehre und Gut (man könnte dies auch die islamischen Grundrechte bezeichnen). Man kann auch sagen Unversehrtheit an Leib und Seele, sowie Ansehen und Eigentum.

Das heißt, daß alle gesetzliche Regelungen, welche allen Menschen diese Dinge zu erwerben und zu erhalten garantieren, islamisch zu nennen sind. Daß der Besitz dieser drei Dinge und der rechte Umgang damit, ein sinnvolles Leben garantiert, darin stimmen wir wahrscheinlich überein?

1. Zu Blut, zum Recht der Unversehrtheit an Leib und Seele:

Das wegweisende allgemeine Gebot im Islam zur Erhaltung der Gesundheit ist die Aufforderung sich des Bekömmlichen zu bedienen und sich des Schädlichen zu enthalten. Dies bezieht sich erstens auf den eigenen Körper durch gesunde Nahrungsaufnahme und der Erhaltung der körperlichen und geistigen Abwehrfähigkeit, und zweitens auf den Körper der Gemeinschaft durch Bewahrung der Lebensgrundlagen, die Aneignung von Wissen und der gemeinnützigen Anwendung der daraus resultierenden Erkenntnisse. Und der Erhabene Quran sagt in Sure 5: Vers 35:

"Aus diesem Grunde haben wir den Kindern Israel verordnet, daß wer einen Menschen ermordet, ohne daß dieser einen Mord oder eine Gewalttat im Lande begangen hat, soll sein wie einer, der die ganze Menschheit ermordet hat. Und wer einen am Leben erhält, soll sein, als hätte er die ganze Menschheit am Leben erhalten."

2. Zum Eigentum:

Eines, wenn nicht überhaupt das wesentlichste islamische Gesetz um dem Menschen sein Eigentum zu garantieren, ist das ZINSVERBOT. Auf Grund der exponential anwachsenden zerstörenden Kraft der Zinseszinsmechanik (Beispiel: Schachbrett und Weizenkörnerverdopplung) ist der Zins die maßgebliche technische Ursache für die periodisch wiederkehrende Zerstörung eines jeden darauf aufgebauten und damit operierenden Wirtschaftssystems.

3. Zu Ehre und Ansehen:

Die Unantastbarkeit der Ehre und des Ansehens, die Förderung der Bewußtwerdung über die eigenen, eigens von Gott geschützten Rechte, wird im Islam durch das Prophetenwort garantiert: "Der Beste an Ansehen im Islam, ist jener mit dem besten Benehmen."

Der Moslem, also jener Mensch, der den Weg des Islam geht leitet konsequent aus der bedingungslosen Anerkennung der einzigartigen Ehrwürdigkeit der Gottheit, die Verpflichtung ab, der Schöpfung (und damit auch sich selbst und anderen) mit größt möglichem Anstand gegen-über zu agieren. Es ist logisch und einleuchtend, daß die islamischen Regelungen und Erläße nur jenem fruchten, welcher die fachliche Autorität des Gesetzgebers, des Schöpfers kompromißlos anerkennt. Daher ist der wesentliche und zentrale Glaubensgrundsatz im Islam: Die Aner-kennung der universalen Allmacht des Einen und Einzigen Gottes, welche im Bekenntnis (La ilaha illa Lllahu) ausgedrückt ist.

Die Lehre oder Religion des Islam macht einsichtig, hat die Aufgabe erkennbar zu machen, daß Existenz ihre Erfüllung, ihren Sinn darin findet, den vorgegebenen göttlichen Richtlinien in bewußter, friedlicher Ergebenheit und Hingabe zu folgen.

Liebe Anwesende, möge Allah diese kurzen Worte geeignet machen, Ihnen das Verständnis für das Wesen des Islam zu erschließen.

Amin.
Hanel, 1989