Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich
Islamische Religionsgemeinde Wien
für Wien, Niederösterreich und Burgenland
1070 Wien, Bernardgasse 5, Tel: 526 31 22


Inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Thema Nahost muss möglich sein

Begleitumstände einer schon länger zurück liegenden Veranstaltung zum
Nahostkonflikt, zu der die Grünen eingeladen hatten, bilden nun den
Gegenstand hitziger Debatten und lassen den Vorwurf von Antisemitismus laut
werden.

Es ist dabei nicht das erste Mal, dass integre Personen des öffentlichen
Lebens, die sich in ihrer politischen Arbeit dezidiert für Menschenrechte
und Demokratie und gegen eine von Rassismus vergiftete Stimmung einsetzen,
mit absurden, sie persönlich diffamierenden Vorwürfen konfrontiert werden.
Heute nennt man die Namen Lunacek, Jerusalem und Van der Bellen. Ähnliches
mussten die Politiker Hatzl, Edlinger und Swoboda erleben.

Keine Frage trägt die Debatte auf österreichischem Boden besondere
belastende historische Vorzeichen und verlangt größte Sensibilität. Der
Abbau von Antisemitismus ist ein gesamtgesellschaftliches Anliegen. Die
Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich sieht diese Verantwortung
nicht nur, sondern leistet durch ihre klare Haltung, die sich in der Arbeit
widerspiegelt, hierzu ihren Beitrag.

Der Konflikt im Nahen Osten hat nicht die unterschiedlichen
Religionsbekenntnisse zum unmittelbaren Hintergrund und darf nicht nach
Österreich getragen werden.  Die gemeinsame Erklärung der Vorsitzenden
Muzikant und Schakfeh bekennt sich zu dem Bemühen jeweils ihren Teil zur
Aufrechterhaltung eines Klimas der Toleranz, des offenen Dialogs und des
friedlichen Zusammenlebens zwischen den Religionsgemeinschaften in
Österreich beizutragen.

Österreich kennt keine Zustände wie in etlichen europäischen Nachbarländern,
wo es immer wieder zu aggressiven Entladungen kommt. Transparenz in dem, wie
man sich dem Thema nähert, ist für uns wichtig. Denn so kann man zu
gewährleisten suchen und auch tatsächlich erleben, dass es etwa bei
Veranstaltungen zu keinen antisemitischen Ausfällen kommt.

Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Vorgängen im Nahen Osten und der
Politik Israels muss aber statthaft bleiben. Dies gebietet das hohe Gut der
Meinungsfreiheit, mit dem verantwortungsvoll umzugehen gerade die nun
angegriffenen Politiker in ihrer Eigenschaft als MultiplikatorInnen wohl
immer hinreichend gezeigt haben. Dies gebietet auch der Sinn für
Gerechtigkeit.

Naturgemäß verfolgen die Muslime in Österreich die zunehmende Eskalation im
Nahen Osten mit allergrößter Besorgnis. Fallen den Militäraktionen Israels
immer mehr unschuldige Palästinenser zum Opfer und ist kein Umdenken in
einer sich immer weiter in ultrarechtes Handeln verschiebenden Politik
abzusehen, so wird sich auch die Frage nicht unterdrücken lassen, wie es
denn nun mit dem Maßstab einer rassismusfreien menschenrechtskonformen
politischen Handlungsweise bestellt sei.

Wien, am 9. Oktober 2002

Prof. Anas Schakfeh
Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft