Heidi HEBART im Gespräch bei RADIO MARIA  mit Muhammad Michael HANEL

07472 23617

 

29.10.01

 

ISLAM - eine Weltreligion stellt sich vor

 

 

Fragen von Radio MARIA – Linz

 

1.                Persönliche Vorstellung

2.                Was ist für mich das wichtigste am ISLAM - Warum habe ich diesen Glauben gewählt?

3.                Die Grundpfeiler des Islam

4.                Die verschiedenen Gesichter des Islam - Gruppen - Richtungen

5.                Unterschiede und Gemeinsamkeiten zum Christentum

6.                Der Koran - was beinhaltet er?

7.                Wichtige Zeiten und Orte für einen Moslem

8.                Freitagsgebet - welcher Sinn, welches Ziel steht dahinter?

9.                Wie gestaltet sich das Familienleben?

10.            Wie lebt es sich als Moslem in Österreich?

 

 

Michael Muhammad Hanel

 

geb.: 04.03.1956 in Linz (Eltern röm.kath. bzw. evang.)

3 Volksschulklassen in Linz

 

1. Klasse VS bis 4. Klasse MS im Internat der Wiener Sängerknaben, Augartenpalais

 

5. Klasse bis Matura in Linz, Fadingerschule, anschließend Abschluss des Abiturientenlehrganges in HAK Linz,

 

2 Jahre Raumplanungsstudium TU Wien

 

Zivildienst in Wien

 

1977        Erster Kontakt mit dem Islam in ROM

 

1979        Eintritt in das Kleinhandelsgeschäft der Mutter 

 

1983        Eintritt in den ISLAM 

Durch Übersetzungstätigkeiten (engl.-deutsch) Kontakt mit der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Ö.

 

1988         Zum Vorsitzenden der Islamischen Religionsgemeinde Linz f. OÖ und Sbg. bestellt, in den Obersten Rat der IGGiÖ berufen

 

1990        Übernahme des mütterlichen Kleinhandelsgeschäftes in Linz

 

1991        Start als Herausgeber der vierteljährlichen Informationsschrift der Islam. Relgem. LINZ f. OÖ & Sbg.

 

1998         Freier Programmacher bei Radio FRO (Freies Radio Oberösterreich) "ISLAM im GESPRÄCH" www.fro.at/sendungen/islam

 

1999        Übernahme des Referates für Medien- und Öffentlichkeitsarbeit des Obersten Rates d. IGGiÖ

 

2000        Wahl zum stellvertretenden Vorsitzenden des Obersten Rates der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich 

 

2000         Einstimmige Wiederwahl zum Vorsitzenden der Islamischen Religionsgemeinde Linz und dennoch Aufgabe sämtlicher Positionen in der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich

 

 

2. Was ist für mich das wichtigste am ISLAM - Warum habe ich diesen Glauben gewählt?

 

Weil der Islam den Glauben an den EINZIGEN Gott leicht ermöglicht. Jener Glaube, welcher den Gläubigen selbst in den finstersten Stunden nicht ohne das Licht der Hoffnung belässt. Weil  ISLAM dem wahren FRIEDEN verpflichtet ist und durch die Befolgung seiner Richtlinien es mir möglich ist z.B. folgende Gedanken zu hegen und in der Praxis zu üben:

 

Gibt es keinen Frieden zwischen den Geschlechtern, zwischen Mann und Frau, so kann es keinen Frieden zwischen den Menschen, Völkern und Nationen geben.

Also mühet euch um das beste Verhältnis zu euren Frauen.

Oder:

Wie kann es Frieden geben zwischen den Söhnen und Töchtern des Adam, des Wesens, welches aus Erde gemacht ist, wenn die Menschen nicht den Frieden halten mit ihrer aller "Mutter ERDE" welche sie ausbeuten und verletzen?

 

 

3. Die Grundpfeiler des ISLAM

 

·        Der Glaube an einen einzigen Allmächtigen Gott, dem Schöpfer von Himmeln und Erde.

·        Der Glaube an Seine verschiedensten Offenbarungen.

·        Der Glaube an Seine getreuen Diener, die Engel.

·        Der Glaube an Seine menschlichen Herolde, die Propheten.

·        Der Glaube an das Jüngste Gericht und

·        Der Glaube, dass Gott es alleine ist, welcher Gutes und Schlechtes bestimmt und festlegt.

 

Daraus ergeben sich die Verpflichtungen

zum Gebet

zum Fasten im Monat Ramadan

der Abgabe der Zakat (einer Art Vermögenssteuer)

zur Pilgerfahrt, so dies geleistet werden kann.

 

 

4. Die verschiedenen Gesichter des Islam - Gruppen - Richtungen

 

Grundsätzlich unterscheiden sich 2 Hauptgruppen im ISLAM

Die sunnitische Richtung und die schiitische Richtung.

Ein Phänomen, welches in der reinen, ursprünglichen Konzeption islamischer Strukturen allerdings nicht vorgesehen und auch nicht erwünscht ist.

Doch der Prophet selbst hatte seiner Gemeinde vorhergesagt, dass sie sich in 73 verschieden Fraktionen spalten würde, die Christen in 72 und die Juden in 71 Gruppierungen.

 

 

5. Unterschiede und Gemeinsamkeiten zum Christentum

 

Namentliche Erwähnungen im Quran


Abraham                   67 
Adam                         25

Aaron                         21

David                         16

Elisa                          2

Hiob                           4

Isaak                          16

Ismael                        12

Jakob                        16

Jesus                        27

Jonas                         7

Joseph                      1

Lot                              31

Moses                       150

Muhammad             6

Noah                          43

Salomo                      1



"Höre O Israel - dein Herr und Gott ist ein einziger Gott"
"Das Wort von Gott, ist ins Fleisch gekommen" so
"Sprich, Gott ist ein Einziger Gott"



Die Muslime glauben an den Einen Einzigen Gott. Jenen Gott, welchen auch Abraham, Moses und Jesus (Friede und Segen Allahs mit ihnen) bezeugten.

 

Christen und Muslime haben in etwa die gleichen eschatologischen und moralischen Anschauungen.

 

Sie haben einen ähnlichen Ritus, der zusammengefasst lauten könnte: "Bete, gedenke Deines Herren und tue Gutes".

 

Für die Muslime ist die gebenedeite Maria, die Mutter Jesu vor allen anderen Frauen dieser Welt, die am höchsten geehrte.

 

Die Muslime lieben ihren Sohn Jesus als Geist Gottes und Wort von Gott und vor allem sind sie grundsätzlich Brüder vor Gott.

 

Muslime und Christen unterscheiden sich in der Hauptsache in der Definition Gottes.

Muslime lehnen die Vorstellung der Dreieinigkeit entschieden ab, doch sollte dies beide nicht davon abhalten, gemeinsam um das Gute zu wetteifern.

 

 

6. Der Koran - was beinhaltet er?

 

Für die Muslime enthält der Qur'an das in Schriftform gegossene Wort Gottes als Rechtleitung für die Menschen.

 

 

7. Wichtige Zeiten und Orte für die Muslime

 

In erster Linie sind dies wohl die Tages- und Nachtzeiten, bestimmen doch diese die Zeiten für die verpflichtend gemachten Gebete, das Freitagsgebet, die Zeiten des Gottesgedenken, deren Ausmaß ganz unterschiedlich sein kann.

Dann die Festtage, welche man in offener Gesellschaft gemeinsam mit den Brüdern und Schwestern im Glauben begeht.

Id ul Adha, Id ul Fitr, Nacht der Macht im Monat Ramadhan, (der Tag der Himmelfahrt und der Geburtstag des Propheten).

Geographisches Zentrum für den Islam ist Mekka und Medina, einen hohen Stellenwert nimmt Jerusalem ein (Ausgangspunkt der Himmelfahrt des Propheten).

 

Nicht zu vergessen, "das Herz des Gläubigen" das einzige Gefäß, welches sozusagen als „Tabernakel der Herrlichkeit Gottes“ gelten kann und die Moscheen als Versammlungsort für einzelnen und gemeinsamen Gottesdienst.

 

 

8. Freitagsgebet - welcher Sinn, welches Ziel steht dahinter?

 

Es findet am Tag der Versammlung statt und dient in erster Linie dazu, den gemeinsamen Gottesdienst zupflegen und die Liebe zu Gott zu entflammen oder zu erneuern und sich der Wohltaten Gottes für die Menschen zu erinnern.

Der Freitag ist kein Feiertag im Sinne des Sabbat oder des Sonntag.

 

 

9. Wie gestaltet sich das Familienleben?

 

Die Familie als soziale Institution besitzt im Islam einen hohen Stellenwert und das familiäre Klima soll geprägt sein vom Wunsch gemeinsam in friedlicher Harmonie und in Dankbarkeit dem Schöpfer gegenüber zu leben.

Bestimmte Kriterien richten es aus, wie z.B. dass der Mutter der höchste Respekt unter den Menschen zu zollen ist und dass die Besten unter den Gläubigen jene sind, welche am besten ihren Gattinnen gegenüber auftreten.

 

 

 10. Wie lebt es sich als Moslem in Österreich

 

In der heutigen Zeit, der Zeit weltweiter Migrationsströme verursacht durch menschenverachtende Kriege und Lebensbedingungen lebt es sich als Moslem auch in Österreich nicht wie auf einer "Insel der Seligen" sondern die Lebenssituation ist überwiegend vom Leid geprägt. Sind doch die Ursprungsländer der meisten Moslems in Österreich leider Gottes Zonen auf dieser Erde, in welchen das Leid die Freude übersteigt.

 

Aber auch hier im Westen ist es eigentlich nicht anders, doch scheinen wir dieser Tatsache gegenüber ziemlich blind zu sein.

Bedenken wir, welches Leid wir mit unserer Lebensweise für uns selbst und für alle Menschen dieser Erde schaffen. Einer Lebensweise die scheinbar einzig und allein auf die Ausbeutung und Ausnutzung natürlicher und menschlicher Ressourcen hingerichtet ist, anstatt sich in gottgewollter, nachhaltiger NUTZUNG der gesamten Schöpfung, dem gnadenvollen Geschenk des Allmächtigen Schöpfers, zu üben und zu erfreuen.

 

In den so genannten Dritte Weltländern, dem größten Reservoir muslimischer Weltbevölkerung flüchtet man vor den üblen materiellen Umständen mehr in das Geistige, die spirituelle Ebene, z.B. die Religion.

Nun wurde die Religion meist nicht wirklich freiwillig gewählt, sondern von Geburt an traditionell übernommen und weil man in ihr notgedrungen eine letzte Zuflucht erhofft. Dies führt zu einem unvollständigen und unvollkommenen Verständnis der Religion in der Praxis, was wiederum im Ausleben von Extremen manifestiert wird.

 

Im Westen ist es wiederum nicht viel anders.

Nur sucht man hier nicht so sehr die Zuflucht im Spirituellen oder der Religion, als man vielmehr der materiellen Ebene verhaftet bleibt und sich dem ungehemmten Konsum verpflichtete. Nahm diesen zum Gottesdienst und den $MAMMON zum Gott$.

Leid auf allen Seiten und das eine bedingt das andere.

 

Als österreichischer Muslim, bekommt man darüber hinaus heutzutage (das war mal anders) sozusagen "das Fett" von beiden Seiten "weg". Direkt, indirekt und reziprok. Man kann aber damit ganz gut leben, wenn "man einen guten Magen" hat. Aber Spaß beiseite.

Als Individuum schließt man seinen Frieden mit Gott und Seiner Schöpfung und lebt wo Gott es will und wie Gott es will und dankt dafür Gott jede Stunde.